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CHIVAY (3600m)

Die Fahrt mit Reyna von Arequipa aus war doch etwas anstregend. Wenn ich eine 4 stündige Busfahrt vor mir habe, muss nicht unbedingt ein Fernseher nerven. Aber in Peru geht ohne Fernseher gar nichts, in jeder Kneipe und in jedem Bus...
Als wir von der Strasse nach Juliaca Richtung Chivay abbogen kamen zwei Dinge erschweerend hinzu. Ab hier geht es einige Zeit nur über Schotter- bzw. Schlaglochpisten. Die Löcher gibt der alte Bus gerne an seine Passagiere weiter. Ausserdem wurde der Bus bis unters Dach mit Leuten vollgestopft, die hier irgendwo in der Pampa leben. Es wurde also sehr eng, vom Geruch mal abgesehen...

Die letzte Stunde der Fahrt ging es hinab ins Tal und wir bekamen einen fantastischen Blick auf Chivay. Angekommen am Busterminal mussten wir uns erstmal orientieren. Karten von Chivay fanden wir nirgends. Das Terminal befindet sich am Ortsrand. Also, wo nun lang gehen?
Erst einmal die Leute abschütteln, die einem ein schönes Hotel vermitteln wollen. Wie "schön" diese sind, konnten wir später bei einem Rundgang sehen. Bloss nicht aufschwatzen lassen! Im Reiseführer war z.B. das Hostal Casa de Anita angegeben. Aber das geht nun wirklich nicht. Kleine finstere und muffige Zimmer.
Man muss bedenken, dass es hier nach Sonnenuntergang merklich kalt wird. Die Temperaturen liegen nur noch knapp über 0°C und die Hotels und Restaurants haben keine Heizung. Da sollte es schon ein Zimmer sein, dass wenigstens am Tag Sonne abbekommt.

Nach einigem Suchen fanden wir das Hostal La Pascana. Die Preise liegen inklusive Frühstück bei 50 bis 80S. Die Zimmer sind geräumig und es gibt 24 Stunden heisses Wasser (ist hier nicht selbstverständlich!).





Der Ort ist recht klein. Das Leben spielt sich vorrangig an der Plaza und dem Markt ab. Wir sind mal ein Stück die Seitenstrassen hineingelaufen um zu sehen wie die Menschen hier leben. Und ganz ehrlich, ich möchte nicht tauschen!
Als wir ein Stück gelaufen waren, merkten wir schon, das hier die Luft um einiges "dünner" ist. Also laaaaangsam rumschlendern, umschauen, Fotos machen, ausruhen.

Trotz ihrer Armut sind die Menschen sehr freundlich. Unser erstes Mittagessen hatten wir in der kleinen Markthalle. Aus vielen kleinen Töpfen wurde uns ein leckeres Mahl zubereitet (für 7S). Die Leute am Tisch wollten mit uns ausgiebig plaudern, woher wir kommen, wohin wir fahren usw. Das war jedoch aufgrund unserer minimalen Spanisch- Kenntnisse nur eingeschränkt möglich.

Am Nachmittag sind wir zu den heissen Quellen "La Calera" gelaufen. Für die ca. 3 Kilometer braucht man etwa eine Stunde. Langsam kamen wir auch mit der Luft besser zurecht. Man bezahlt als Tourist 10S Eintritt, es gibt 5 Freiluftbecken und ein überdachtes. Die zwei Stunden im 40°C heissen Wasser waren sehr entspannend. Die Aussicht auf die umliegenden Berge ist gigantisch. Hier bekamen wir auch live so eine Prozession (fragt mich nicht wer da gerade mal wieder verehrt wurde) mit. Erst liefen die Leute im Tal hin und her mit Tuba und Trommel und dann kamen die doch tatsächlich ins Bad. Amüsant, man liegt im Wasser, und es wird so ein Heiligenbildnis am Beckenrand vorbei getragen. Freundlich wie wir sind, haben wir lächelnd gegrüsst. Die Leute grüssten auch gut gelaunt zurück. Ob die wohl neidisch waren? Mussten die doch den ganzen Tag mit Musik durchs Tal ziehen...

Am Abend hatten wir entdeckt, dass in dem Restaurant "Lobos" ein alter kleiner Ofen stand, der jetzt ausgiebig mit Holz gefüttert wurde. Das wäre doch in der abendlichen Kälte was Gutes zum Aufwärmen! Das Essen schmeckte dort wirklich fantastisch. Ein Menü bekommt man für 10S. Einen Fehler haben wir aber gemacht. Man sollte warten bis das Feuer richtig durchgebrannt ist, die Klamotten werden es einem danken!


Bildergalerie Chivay


COLCA CANYON

Cruz del Condor - der Höhepunkt im Colca Canyon stand nun auf dem Programm.
In der Touristeninformation, die diese Bezeichnung nicht wirklich verdient, bekamen wir die Fahrzeiten der Busse Richtung Cabanaconde. Reyna fährt um 4 Uhr, eindeutig zu früh. Milagros startet 7 Uhr und wäre dann gegen 8.40 Uhr da. In den von uns gelesenen Büchern stand, dass sich die Kondore nur in der Zeit von etwa 8.30 bis 10 Uhr blicken lassen. Diese Verbindung wäre also perfekt!

Morgens am Busterminal fanden sich nun die ersten Fahrgäste ein, Einheimische und eine handvoll Touristen. Diese wurden gleich von einem "Tourismusmitarbeiter" auf die Bezahlung eines so genannten Touristentickets hingewiesen. Es kostet 35S, mal sehen was wir dafür bekommen...
Zuerst mal eine verspätete Abfahrt. Der Bus war zwar pünktlich am Terminal, es sollte aber erst 7.30 Uhr losgehen. Die meisten Einheimischen schienen das zu wissen, viele kamen erst kurz vorher. Hätte man uns doch in der Information sagen können!

Der ausführliche Name des Busunternehmens: Senor de Milagros - Herr der Wunder. Und dieser Wunderbus machte seinem Namen alle Ehre!
Es wurde 7.30 Uhr, und siehe da, der Bus bewegt sich. Nur fuhr er bloss 100 Meter, dann Stop, Warten... Selbst die Einheimischen wurden ungeduldig "Vamos, Vamos". Und wir natürlich lautstark mit "Vamos, Vamos"! Es stellte sich heraus, dass wir auf eine Omi gewartet hatten, die es wohl verschlafen hat. Prima, jetzt verpassen wir vielleicht noch die Kondore! Mit 45 Minuten Verspätung gings auf die Piste, Schotter pur. Der Fahrer holte alles aus dem alten Motor raus was möglich war. Und rechts neben uns gehts paar hundert Meter die Schlucht runter - Bloss nicht hingucken! Dann das erste Dorf, Yanque. Natürlich gibt es hier keine feste Bushaltestelle. Der Bus hält aller 50 Meter um Leute ein und auszuladen. Die laufen ja nicht mal dem Bus entgegen um einen Halt einzusparen. Die Krönung: Wenn der letzte im vollgestopften Bus aussteigen will mit schätzungsweise 100 Kilo Gepäck.



Größere Kartenansicht


So zog sich das nun über mehrere Dörfer, die sich zum verwechseln ähnlich sehen. Ein halbwegs gepflegte Plaza mit schicker restaurierter Kirche, aber rundherum halbverfallene Häuser. Klar sind die teilweise noch vom letzten Erdbeben zerstört, das Gebiet gehört zu den aktivsten der Erde. Aber so kann man doch nicht leben, ein bissel Blech drüber und fertig?

Es wurde 9.30 Uhr als wir am Horizont die ersten Kondore erblickten. Hatten wir es doch geschafft? Wenn es nach dem Busfahrer geht -nein. An der Stelle, wo einige dieser Vögel kreisten, lies er uns einfach nicht aus dem Bus! Den Grund merkten wir dann. Touristen werden am offiziellen Cruz del Condor rausgelassen. Denn hier steht ein "Tourismusmitarbeiter" und kontrolliert das Touristenticket. Ausserdem sollen wohl die Frauen, die hier Tücher und Ponchos verkaufen, auch ein bisschen Kasse machen dürfen.
Wir fanden diese Aktion ziemlich unverschämt und liefen nun zurück zu der Stelle an der die Kondore waren. Ja, waren! Nix mehr. Sollte die Tour wirklich umsonst gewesen sein? Wahrscheinlich hatten dann ein paar Vögel Mitleid mit uns und zogen noch mal ein paar Schleifen. Imposante Tierchen, die eine Flügelspannweite von 3 Metern erreichen können. Wir hetzten nun mit unseren Fotoapparaten den Kondoren hinterher. Fotos ja, aber das Erlebnis blieb doch leider auf der Strecke.

Pünktlich wie die Maurer, Punkt 10 Uhr waren alle Kondore verschwunden. Die letzten Touristen, die in Bussen von Arequipa aus hierher gekarrt wurden, traten die Rückreise an und es wurde leer.
So, wie war das? Touristenticket, wofür eigentlich? Es gibt hier kein Restaurant oder Imbiss, keine Information, keine Taxis, nix! Laut der Touristeninfo in Chivay sollte gegen 12 Uhr hier wieder ein Bus nach Chivay fahren. Das wollten wir eigentlich vermeiden. Da wir unterwegs an bestimmten Aussichtspunkten, wie dem Mirador de Antahuilque, halten und ein paar Fotos machen wollten, hatten wir auf ein Taxi oder eine andere Rückfahrmöglichkeit gehofft. Hier herumstehen bringt nichts, deshalb sind wir Richtung Chivay losgelaufen. Vielleicht schaffen wir es ja bis in den nächsten Ort.

Es gibt ja unterschiedliche Meinungen im Internet, welcher nun der höchste und ob der Colca wirklich ein "richtiger" Canyon ist. Egal, die Landschaft ist wirklich fantastisch, diese tiefe Schlucht mit den schneebedeckten Bergen dahinter.
Wir sind zwar langsam gelaufen, aber nach ca. 1 Stunde bei knapp 3 Kilometern Wegstrecke war die Puste weg. Hier befand sich eine Rangerstation. Natürlich wollte der gute Mann auch noch mal unser Touristenticket sehen. Dafür bekamen wir die Auskunft, dass in einer Viertelstunde der Bus hier sein müsste.
Wir waren dann froh, als wir endlich wieder in Chivay waren.


Bildergalerie Colca Canyon


Titicacasee



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